Ziele ist laut Duden “etwas, womit jemand schießen, werfen o. Ä. will, genau auf ein bestimmtes Ziel richten”. Oder bezogen auf den Blasrohrsport gesagt. Das Blasrohr so auszurichten das man das angestrebte Ziel auch trifft.
Dies kann Grundsätzlich auf drei Zielmethoden erfolgen.
Die ersten beiden Punkte werden auch gerne zusammengefasst. Denn das Zielen mit Hilfe eines Visiers ist ebenfalls ein systematisches Vorgehen.
Unabhängig von der Zielmethode muss die Schusstechnik und auch die Körperhaltung einwandfrei stimmen damit das Ziel reproduzierbar getroffen werden kann. D.h. der Schuss muss reproduzierbar und immer gleich sein. Ansonsten wird das Ziel auch nicht getroffen. Wird z.B. ein Visier genutzt, dann ist das auf eine bestimmte Entfernung und “Blasgeschwindigkeit” eingestellt. Bläst der Schütze mal stärker oder mal schwächer, dann wird er das Ziel verfehlen obwohl er es direkt im Visier hatte. Denn die erreichte Blasrohrpfeilgeschwindigkeit, und damit auch die folgende Flugbahn, wird jeweils eine andere sein.
Aber schauen wir uns mal die drei Zielmethoden im Detail an.
Das wohl am wenigsten verbreitete Verfahren bei Blasrohrschützen. Das Blasrohrschiessen mit einer Visiereinrichtung ist in allen offiziellen Turnieren (und i.d.R. auch bei allen anderen Turnieren) der gängigen Blasrohrverbänden aktuell verboten.
Beim Visierschießen ist eine technische Visiereinrichtung am Blasrohr angebracht mit dessen Hilfe der Blasrohrschütze das Blasrohr ausrichtet. Ist das Visier richtig eingestellt, dann kann mit hoher Präzision das Ziel getroffen werden. Hier ist zu beachten das ein Visier auf bestimmte Entfernungen eingestellt ist. Liegt das Ziel kürzer oder weiter weg als die aktuelle Visiereinstellung, dann muss das Visier auf die neue Entfernung neu eingestellt werden.
Bei der Blasrohrdiziplin Scheibenschießen (Target shooting) ist im Regelfall die Entfernung bekannt und auch weitgehend gleich. Hier kann man sehr gut mit Visier arbeiten das genau auf diese Entfernung eingestellt ist. Ist die Entfernung zum Ziel jedoch unbekannt (z.B. auf einem 3D Parcours), dann muss der Schütze zuerst die Entfernung ermitteln und dann das Visier vor dem Schuss darauf einstellen.
Diese Art wird auch Systemschiessen genannt. System deshalb, weil der Blasrohrschütze nach einem bestimmten System das Blasrohr ausrichtet. Dabei nutzt er vorhandene Elemente des Blasrohrs. Zum Beispiel das Endstück / den Mündungsschutz. Das System muss jedoch vorher vom Schützen erlernt werden. Denn jeder Schütze schiesst anders. Ein System 1:1 von einem anderen Schützen zu übernehmen kann lediglich eine erste Orientierung sein.
Das gängigste System bei Blasrohrschützen ist das Point of aim-Zielen. Hierbei dient das Endstück des Blasrohres als Zielhilfe. Der Schütze ermittelt nun bei welcher Entfernungen er das Endstück genau auf Höhe des Ziel, darüber oder darunter halten muss. Wie hoch/tief man bei einer Entfernung das Blasrohr halten muss, sollte in sorgfältigen Testreihen ermittelt werden. Am Anfang sollte man sich die Werte auch notieren damit man im Bedarfsfall nachsehen kann. Irgendwann weis man es dann aber hoffentlich auch mal auswendig 🙂
Beispiel für so eine Ausrichtungstabelle. Die Werte sind frei erfunden.
Entfernung | Ausrichtung des Endstücks bezogen auf die Mitte des ziels |
---|---|
25m | 4 Durchmesser ÜBER dem Ziel |
20m | 2 Durchmesser ÜBER dem Ziel |
15m | 1 Durchmesser ÜBER dem Ziel (In der Grafik der gestrichelte Kreis in Position C) |
12m | 1/2 Durchmesser ÜBER dem Ziel |
10m | Direkt auf Höhe des Ziele (In der Grafik der gestrichelte Kreis in Position B) |
9m | 1/2 Durchmesser UNTER dem Ziel |
7m | 1 Durchmesser UNTER dem Ziel (In der Grafik der gestrichelte Kreis in Position A) |
5m | 2 Durchmesser UNTER dem Ziel |
Die Entfernung auf der man das Mündungsstück direkt auf das Ziel legt, nennt man auch Nullpunkt. (in der Grafik Position B)
Sind die Werte für die Ausrichtung einmal bekannt, dann muss der Schütze lediglich die Entfernung schätzen (sofern nicht bekannt) und dann anhand dieser Tabelle sein Mündungsstück in der vertikalen (oben/unten) ausrichten. Damit hat er die korrekte vertikale Höhenausrichtung und sollte das Ziel treffen.
Die in der Grafik gezeigte horizontale Ausrichtung (links/rechts vom Ziel) ist idealtypisch. Meist muss die Rohrmündung etwas nach links oder rechts versetzt ausrichten. Dies ist u.a. von dem dominanten Auge des Schützens abhängig.
Hier empfiehlt es sich erstmal eine Testreihe zu schiessen bei der man das Blasrohr direkt in der Mitte ausrichtet. Landen die Blasrohrdarts dann links bzw. rechts von der Mitte des Ziel, dann kann man die horizontale Ausrichtung korrigieren bis die Darts in der Mitte landen.
Diese Art von Zielen ist insbesondere bei Wettkampfschützen zu finden bei denen jeder erreichter Ring ein unterschied macht. Durch das verwendete System ist eine sehr genaue Ausrichtung auf das Ziel möglich. Kommt dann noch eine konstante und gute Blastechnik dazu, dann steht dem Treffer fast nichts mehr im Weg. insbesondere bei längeren Entfernungen. Dem gegenüber steht ein deutlich aufwändigeres Lernen (Entfernungstabelle muss ausgeschossen und erlernt werden) gegenüber. Dazu kommt das notwendige Erlernen der Entfernungsschätzung beim 3D Blasrohrschiessen (Entfernungsmesser sind auf Turnieren verboten).
Diese Zielmethode wird auch gerne als instinktives oder intuitives Blasrohrschiessen benannt. Hier hat der Blasrohrschütze kein systematisches bewusstes Vorgehen, sondern er richtet das Blasrohr auf Basis seines Bauchgefühls / Unterbewusstsein aus. Das trainieren des Bauchgefühls / Unterbewusstsein erfolgt dabei einfach durch “Try und Error” beim üben. Dies bedeutet man schießt möglich häufig und trainiert so sein Unterbewusstsein/Gefühl welche Blasrohrausrichtung in welcher Situation zum Erfolg führt. Diese Methode kommt ganz ohne bewusstes Entfernungsschätzen und “Ausrichtungstabellen” aus. Dies erfolgt rein aus dem Unterbewusstsein durch Erkennen der Situation. Hier ist meist jahrelanges Training nötig um diese Methode zielsicher verwenden zu können. Beim Blasrohrschiessen funktioniert diese Methode jedoch erstaunlich gut und ist durchaus zu empfehlen. Daher ist es auch kein Wunder das eine Vielzahl an Schützen diese Methode verwenden.
Aber insbesondere in direkten Wettkampfsituationen sind geübte Systemschützen meist im Vorteil da deren Bewegungsablauf zielgerichteter und damit reproduzierbarer ist.